18.06.2005 13:25 Ortszeit (GMT - 8h)
Meine drei Kollegen (Nadine, Ralph und Wencke) bekamen Mitte Mai von Jack und Lan das Angebot,
auf eine Kreuzfahrt zu gehen — nur die Anreise zum Abfahrtsort und sonstige Ausgaben
(z.B. Landausflüge und Souvenirs) sind selber zu tragen. Ein kleiner Ausgleich
für die unbezahlte Arbeit. Na, wer kann da schon wiederstehen. Ich muss die Reise
allerdings selber zahlen, da ich ein ein mehr oder weniger geregeltes "Einkommen" habe und auch
nicht für Jack arbeite. Aber diese Gelegenheit kann man sich ja nicht entgehen lassen, zumal
Lan einen Nachlass von US $200 (pro Person) auf die Reise bekam.
Bis wir endlich alles sicher hatten, stand uns allerdings noch etwas Stress bevor. Von der Reise
erfuhren wir Montag Abend; entscheiden mußten wir und bis Dienstag Mittag (da der
Supersonderrabatt nur für Dienstag galt). Ich mußte vorher natürlich noch
abklären, ob ich die Woche freimachen kann. Also früh ins Bureau, el Cheffe war
natürlich im Meeting — Abwarten war angesagt. Inzwischen sind mehrere
"Bitte melde Dich"-Emails mit steigender Dringlichkeit ("BITTE MELDE DICH !!!!!!!") eingetroffen,
aber gegen 11 Uhr konnte ich dann alles klären und eine positive Antwort verschicken. Wenig
später war die Reise gebucht. Reisedatum: Freitag 03.06.06 - Freitag 10.06.05
Das nächste Problem war: Wie kommen wir zum Abfahrtshafen nach Seward? Die nächst
größere Stadt mit internationalem Flughafen ist Anchorage, ca. 130 Meilen entfernt.
Ok, also mit dem Flieger nach Anchorage (mit ca. 250.000 Einwohner die bei weitem
größte Stadt Alaskas) und dann irgendwie nach Seward. Die Veranstalter der Kreuzfahrt
hatten natürlich auch einen Transfer im Angebot, der aber mit $65 pro Prerson alles andere
als günstig war.
Nunja, Montag Abend lagen die Flüge für den 03.06. Vancouver - Anchorage noch bei
230 CAD und für den 02.06. bei 190 CAD. Dienstag Abend lagen die Preise dann schon bei
360 CAD bzw. 250 CAD. Nagut, also schon Donnerstag hinfliegen und einmal in
Anchorage übernachten, dafür $100 (pro Nase) gespart. Flug- und Personendaten
eingegeben, absenden, warten, warten, warten, warten ... nix passiert ... hmm, Reload
gedrückt: der neue Flugpreis beträgt 590 CAD pro Person — Wie Bitte !?!?!
Canada Air hat mal eben den Flugpreis mehr als verdoppelt, sehr nett. Aber es gibt ja noch andere
Anbieter, z.B. Alaska Air. Gleiches Spielchen: Preis 250 CAD, Daten eingegeben, abgeschickt,
"Sorry, aber wir mußten mal eben den Flugpreis verdoppeln." — toll, macht echt
Spaß sowas Abends um 23 Uhr.
Ok, man kann ja auch noch von Seattle aus fliegen. Es gibt
hier auch mehrere Flüge für US $230. Aber, man ahnt es bereits, gleiches Schema wie
oben: Daten eingeben, absenden, Preis erhöht — wäre ja auch zu einfach gewesen.
Gegen Mitternacht findet sich dann doch tatsächlich noch ein Angebot von Alaska Air für
US $240. Daten eingeben (zum x-ten Mal Namen aller vier Reisenden, Adresse und
Kreditkartendaten), absenden ... und kein Fehler — sollten wir doch noch unseren Flug
bekommen?. 15min später: "Sie haben Post". Email: "Leider wurde ihre Kreditkarte
zurückgewiesen. Bitte rufen sie uns an. Wir sind 24h erreichbar.". Also nachts halb
eins dort angerufen, durch ein automatisches Telefonsystem gekämpft und einen sogar
halbwegs wachen Mitarbeiter erreicht. Nochmal alle Daten durchgegeben und: "Tja, warum ihre
Kreditkarte nicht angenommen wurde kann ich auch nicht nachvollziehen, aber sie können
die Buchung gerne nochmal vornehmen, allerdings beträgt der Flugpreis jetzt US $420.". Nee
klar "Kreditkarte aus unbekanntem Grund verweigert", wer's glaubt wird selig.
Also gehen wir alle mit der Gewissheit ins Bett, dass es doch nix wird mit der Kreuzfahrt, denn
für den dreistündigen Flug nach Anchorage genauso viel zu bezahlen wie für eine
siebentägige Kreuzfahrt incl. Verplegung und Unterkunft wollten wir dann auch nicht.
Vielleicht geben uns ja Lan und Jack noch etwas zum Flug dazu.
Mittwoch früh sucht Wencke nochmal nach Flügen und siehe da: "Seatle — Anchorage
für US $258". Mhhh, kommt einem ja bekannt vor, aber probieren geht über studieren.
Wieder einmal: Personen- und Flugdaten eingeben, abschicken ... und ... gebucht. Immerhin
schon mal etwas. Mittwoch Mittag dann eine Email: "Dies ist leider keine kanadische Kreditkarte,
bitte faxen sie uns 5000 Dokumente und Kredikarten/Passkopien beglaubigt vom Präsidenten"
— oder so ähnlich. Also, hat Wencke da angerufen, Kreditkarte auf Lans Kreditkarte
umgestellt — trotzdem noch alles hinfaxen, weil US Kreditkarte — alles hingefaxt
— zwei Stunden auf Bestätigungsemail gewartet — nix — angerufen, 20min
Warteschleife und nix — endlich die Email: "Alles klar." und wir haben unseren Flug
am Donnerstag, den 02.06. von Seattle nach Anchorage — wer hätte das gedacht.
Donnerstag, der 02.06. 08:20 Uhr — Ein Taxi (dessen Kofferaum für unsere Taschen
allerdings zu klein war, so dass wir ihn mit einem Seil zubinden mußten) bringt uns zum
Busbahnhof, wo wir fü 32 CAD eine Fahrkarte nach Seattle erstehen. An der US-Grenze
dürfen wir uns dann auch wie Knackis fühlen und unsere Fingerabdrücke abgeben.
Nach der ganzen Grenzübergangsprozedur handelt unserer Busfahrer für uns einen Deal
aus, dass wir mit einem anderen Bus für $10 pro Nase direkt zum Flughafen fahren
können, anstatt mit dem Zubringer von Seattle aus, der $35 pro Person kostet. Das
Einchecken am Flughafen klappt relativ problemlos; noch etwas Zeit zum Essen und dann gehts
ab nach Anchorage.
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die Seattle Space Needle |
Nadine, Christian und Wencke am Flughafen von Seattle |
Blick von oben ... |
.. auf Alaska |
In Alaska angekommen, gehts mit dem Taxi zum Hotel (der Taxifahrer, ein Mazedonier, der etwas
Deutsch spricht, da er ein paar Jahre in der Schweiz gelebt hat, erzählt uns unterwegs noch
seine halbe Lebensgeschichte :) ). Anschließend noch ein kleiner Stadtbummel, um etwas
essbares aufzutreiben. Gegen 23 Uhr kommen wir an einem relativ großen Souvenierladen
vorbei, der zum Leidwesen unseres Bargeldes sogar noch offen hat (Dialog: "Wann macht ihr zu?"
— "Um 23 Uhr" — "Aber es ist schon nach 23 Uhr" — "Ok, dann um Mitternacht").
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unser Hotel in Anchorage |
Anchorage um Mitternacht, dunkler wird's nicht um die Jahreszeit |
Wieder im Hotel wird erstmal beratschlagt, wie wir am nächsten Tag nach Seward kommen.
Es gibt drei Alternativen: 1.) mit dem Zug für $60 früh 06:30 Uhr — ein kurzer
Blick auf die Uhr sagt irgendetwas von 1 Uhr — nix da. 2.) mit dem Bus fü $40 um 14:30,
allerdings hätte man den vorher reservieren sollen. 3.) einen Taxifahrer auftreiben, der uns
für $200 nach Seward fährt. Wir entschließen uns, um 9 Uhr aufzustehen und es
mit dem Bus zu probieren und uns ansonsten ein Taxi zu nehmen (preismäßig hatten wir
schon vorgefühlt).
Am nächsten Morgen steht Nadine etwas früher auf und telefoniert etwas herum, mit dem
Ergebnis, dass wir mit dem Bus für $40 pro Person fahren können, der uns dann gegen
17:30 Uhr am Hafen in Seward absetzt.
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kurze Rast auf dem Weg nach Seward |
Ralph vorm Schiff |
Wencke und Christian vorm Schiff |
Blick vom Hafen auf die Berge |
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unser Schiff, die ... |
... Vision of the Seas |
das ist Alaska :) |
Blick über den Pool auf die Berge |
Nachdem alle eingecheckt haben, gibts noch die obligatorische Notfallübung (alle zu ihren
Sammelstation, Rettungswesten anlegen etc.). Anschließend plündern wir noch das Buffet
im Windjammer Cafe und lassen den Abend gemütlich in der Viking Crown Lounge ausklingen.
1. Tag der Kreuzfahrt (Sonnabend, der 04.06.). Die Route führt uns zum Hubbard
Gletscher (der
größte in Nordamerika und der weltweit größte, der im Meer endet). Die
Zeit bis zur Ankunft vertreiben wir uns mit der Erkundung des Schiffs.
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Innenpool |
Außenpool |
Lounge in der Schiffsmitte |
Touristenknast :) |
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verschneite Bergkette auf dem Weg zum Gletscher |
man nähert sich dem Gletscher |
Frühstückstisch eines Seelöwen |
kleiner Eisberg |
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der Hubbard Gletscher aus einer Meile Entfernung (die Front
ragt ca. 40m aus dem Wasser) |
das typisch blaue Leuchten von Gletschereis |
in unregelmäßen Abständen brechen die
Eisbrocken ab |
nochmal der Gletscher |
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eine Höhle im Eis |
es wurden sogar Eisbrocken eingesammelt, die dann im Pool schwammen |
ständig diese Touristen :) |
2. Tag der Kreuzfahrt. Das Schöne an Kreuzfahrtschiffen ist, dass man sich am Abend
in sein gemütliches Bett legt und am nächsten Morgen ganz woanders ist. Das Schiff
liegt mittlerweile im Hafen von Juneau und Wencke und ich machen uns auf dem Weg zu unserer
Whalewatchingtour, während Ralph und Nadine Juneau sich das Geld sparen und Juneau auf eigene
Faust erkunden. Zu erwähnen wäre noch, dass Juneau mit ca. 31000 Einwohnern die
drittgrößte Stadt Alaskas und gleichzeitig die Bundeshauptstadt ist und nur per
Schiff oder per Flugzeug erreicht werden kann (nein, Juneau liegt nicht auf einer Insel).
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Wencke auf Tour |
Christian auf Tour |
Eaglepoint, nur ohne Adler |
aus irgendeinem Grund fanden es die Seelöwen dort
gemütlicher als am Strand |
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eine Gruppe Orcas |
Drachen schwimmen da anscheinend auch rum :) |
näher ... |
... und noch näher (keine Sorge, näher als 100m dürfen die Boote nicht
ranfahren |
Nachdem wir von unserem Ausflug zurück sind und etwas gegessen haben, beschließen wir,
den Rest des Tages zu nutzen und zum Mendenhall Gletscher zu fahren. Um 19 Uhr legt das Schiff
mit dem Ziel Skagway wieder ab.
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Weit entfernt von ... |
... den großen Städten |
Juneau "Downtown" |
ca. 250 Jahre altes Gletschereis, fast ohne
Lufteinschlüsse |
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"Vater und Sohn" |
Gletscherblick mit Teich |
der Mendenhall Gletscher |
Blick auf den Gletscher vom Besucherzentrum aus |
3. Tag der Kreuzfahrt. In Skagway beschließen die Mädels kurzerhand mit dem
Zug zum White Pass zu fahren, während Ralph und ich uns auf die Suche nach ein paar
Fahrrädern zum Erkunden der Gegend begeben. Nach einem kurzen Spaziergang durch die
Stadt finden wir dann auch jemanden der uns für $10 pro Person ein Fahrrad ausleiht.
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Zug zum White Pass |
der Bahnhof von Skagway |
ist das ein Stuhl, der wie eine Pflanze aussieht oder eine
Pflanze, die wie ein Stuhl aussieht? |
das waren unsere Fahrräder (ohne Gangschaltung durch
die Berge - yippie) |
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Blick auf den ... |
... Hafen von Skagway |
der Skagway River |
eine Bucht in der Nähe |
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das Wasser war echt ... |
... verdammt kalt |
so einen Strand will ich auch mal |
der alte Mann und das Meer :) |
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9 Meilen auf den Fahrrädern durch die Berge und das müssen wir ja auch noch
wieder zurück |
such den Ralph |
Gegen 18 Uhr legt das Schiff mit dem Ziel Icy Strait wieder ab. Auf dem Weg dorthin erwartet uns
noch eine kleine Überraschung: am Strand sonnen sich jede Mengen Seelöwen und es
begegnet uns ein Buckelwal. Am nächsten Morgen kommen wir zudem an einem Punkt vorbei, an
dem wiederholt Buckelwale gesichtet wurden und wir werden auch hier fündig (immerhin sind
wir extra 7 Uhr dafür aufgestanden).
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faule Seelöwen am Strand |
auf dem Weg zur Icy Strait |
Sonnenuntergang |
Treffpunkt der Buckelwale |
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Buckelwale ... |
... in der ... |
... Morgendämmerung |
und auch mal 'ne Schwanzflosse |
4. Tag der Kreuzfahrt. Wir ankern vor Hoonah in der Icy Strait, da es hier keinen
Hafen gibt, der groß genug ist und an Land gelangt mit Tenderbooten (etwas besser ausgebaute
Rettungsboote). An Land erkunden wir etwas die Umgebung des Icy Strait Point, spazieren am
Strand entlang (ich halte meine Füße das erstemal, seit wir in Kanada sind, in
Pazifikwasser — eigentlich ein Unding) und verbringen den Nachmittag am Schiffspool.
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Anlegestelle Icy Strait Point |
unser Schiff, die "Vision of the Seas", in ganz |
Wencke und Christian am Strand |
kleiner See |
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Blick vom Strand |
mal wieder ... |
... ein ... |
... Buckelwal :) |
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alles so grün |
und jede Menge ... |
... Eichhörnchen |
Am Abend wird uns noch eine besondere Ehre zu Teil: Unser Oberkellner schlägt unseren Tisch
(wir sitzen mit Jessica und Micah, ein junges Paar aus Fort Lauterdale, an einem Tisch) für
ein Dinner mit dem Staff Captain (das ist sozusagen der Co-Kapitän) am nächsten Abend
vor. Der Grund war
wohl, dass wir der jüngste (und lustigste :) Tisch im Restaurant waren. Problem: Dress-Code
ist formal, d.h. Anzug und Krawatte. Doch woher nehmen wenn nicht stehlen? Für die
Frauen ist das ja nicht so ein Problem, aber Ralph und ich haben nix entsprechendes mit. Also
müssen wir in den sauren Apfel beißen und uns Anzüge für $97 leihen. Und
dann ist das Dinner nicht mal mit dem richtigen Captain :)
5. Tag der Kreuzfahrt. Wir liegen in Ketchikan, allerdings ist hier nicht so viel los und
das Schiff legt auch schon um 15 Uhr wieder ab.
Der Ort besteht hauptsächlich aus Souvenier- und Schmuckgeschäften und nach zwei
Stunden haben wir auch schon alles abgeklappert und machen es uns am Pool gemütlich.
um 14 Uhr werden Ralph und ich dann um $97 erleichtert, im Gegenzug erhalten wir dann auch zwei
richtig noble Smokings (mit Fliege, Schärpe, Manschettenknöpfen und anderen Sachen,
die wir noch nie gesehen haben :) ). Bei meinem war zwar die Hose dreckig und das Jacket zu
klein, aber das wurde schnell behoben.
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unser Tisch im Aquarius: Jessica, Micah, Ralph, Nadine, Christian, Wencke (v.l.n.r.) |
vorm Dinner ... |
... beim Sektempfang |
Das Dinner war richtig nett und wir haben uns ganz gut mit dem Staff Captain, Ingar Neerland aus
Norwegen, unterhalten. Als wir dann später wieder in unseren Zimmern sind, finden wir
auch noch eine Einladung zur Besichtigung der Brücke vor (was laut Schiffsprospekt eigentlich
nicht gestattet ist :) ). Na das ist doch mal was.
6. Tag der Kreuzfahrt. Das Highlight des letzten Tages ist die Besichtigung der
Brücke. Der erste Offizier führt uns herum und klärt uns über den
Arbeitsalltag auf der Brücke auf. Die meiste Zeit verbringt man damit aufzupassen, dass
es keine Kollisionen mit anderen Booten gibt und alles zu protokollieren. Der Rest des Tages
verläuft eigentlich recht ereignislos und wir steuern zielstrebig durch die Inside Passage
auf Vancouver zu.
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Überblick über die Brücke |
im Vordergrund das Steuerpult |
die Gashebel |
Routenplanung und Kurskontrolle |
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das Wetter wurde wieder schlechter, je näher wir Vancouver kamen |
nochmal der Außenpool |
Freitag, den 10.06., legen wir dann gegen 7 Uhr im Hafen von Vancouver an und die Kreuzfahrt ist
zu Ende. Fazit: Urlaub in Alaska sollte man unbedingt mal gemacht haben, aber dauerhaft leben
will man dort nur, wenn man keine anderen Menschen erträgt :). Zum Abschluss noch eine
kleine Auswahl an Figuren, die unser Kabinenstewart immer aus ein paar Handtüchern gebastelt
hat.
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Elefant |
Hase |
Hund |
Affe |
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Frösche ? |
jedenfalls schauen sie fern |
anfang
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